Verfall

April 3, 2007 · Print This Article

Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg’ ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum’ ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl’ der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg’ ich über Wolken ihrer Fahrten.

Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.

Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern.
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenräder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

(Georg Trakl)

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